Ein persönlicher Bericht von Marie über ihre Erfahrungen während ihrer “Volunteering Time Off”:
Ich habe mich entschlossen, dem deutschen Winter den Rücken zu kehren und arbeite daher aktuell remote aus Kapstadt und bin unfassbar froh, diese Flexibilität in meinem Job zu haben. Kapstadt erlebt gerade einen großen Hype und viele Europäer*innen verlegen ihr mobiles Büro für ein paar Monate hierher und es gibt mehr als genug gute Gründe dafür. Für mich gibt es keine andere Stadt wie Kapstadt - überwiegend in positiver aber auch in negativer Hinsicht.
So schön die Stadt auch ist, so widersprüchlich ist sie auch. Ungleichheit und immenser Rassismus sind nirgends so präsent wie hier.
Einer der Vorteile, wenn man bei bluplanet arbeitet, ist, dass wir Mitarbeiter*innen eine gewisse Anzahl an Tagen ehrenamtliche Tätigkeiten während der Arbeitszeit ausführen dürfen. Ob es nun darum geht, den weniger Privilegierten zu helfen, an einer Umweltsäuberungsaktion teilzunehmen oder an einem Tierschutzprojekt mitzuwirken: wir Mitarbeitenden können unser Herzensprojekt wählen und für einen gewissen Zeitraum dort mit anpacken. Dieser Benefit hat mich schon damals, als ich mich bei bluplanet beworben habe, sehr angesprochen. Jetzt, wo ich in Kapstadt bin und mit der hier alltäglichen Ungleichheit konfrontiert werde, war für mich klar, dass ich meine “Volunteering Days Off” hier nutzen möchte, um denjenigen zu helfen, die weniger Glück hatten.
Ich bin auf das Projekt "Little Footsteps" aufmerksam geworden: ein Kindergartenprojekt in einer “coloured community” außerhalb von Kapstadt. Helen, die Erzieherin des Kindergartens und Mutter Teresa der Gemeinde, hat das Projekt vor 4 Jahren gestartet - in ihrem Wohnzimmer. Bis heute teilt sie ihren kleinen privaten Raum mit 15-20 Kindern im Alter zwischen 9 Monaten und 8 Jahren.
Als ich meinem Arbeitgeber bluplanet von meinem Interesse an einer einwöchigen Freiwilligenarbeit vor Ort erzählt habe, haben sie der Idee sofort zugestimmt und mir eine Woche bezahlte Freistellung gewährt. Mein Plan war, Helen unter die Arme zu greifen und den Kindern die Möglichkeit zu geben, Dinge zu erleben, für die normalerweise einfach nicht die Kapazität oder die finanziellen Mittel vorhanden sind. Bevor es losging, besuchte ich Helen und wir beschlossen gemeinsam, dass wir diese Woche nutzen wollten, um mit den Kindern die Außenwand des Kindergartens zu streichen und zum Abschluss einen kleinen Tagesausflug zu einem Spielplatz in einem der nahegelegenen Vororte zu unternehmen.
Das hört sich vielleicht nicht nach einer besonders ausgefallenen Idee an, aber die Kinder waren von Anfang an begeistert und mit voller Eifer dabei, denn an regulären Kindergarten-Tagen bieten sich diese Gelegenheit nicht, und noch weniger, wenn sie zu Hause bei ihren Familien sind. Als ich den Kindergarten zum ersten Mal besuchte, um mit Helen zu sprechen und die Kinder kennenzulernen, teilte Helen die Kinder in verschiedene Gruppen ein. Ich beobachtete, dass jedes von ihnen eine kleine Schale mit Wasser, Körnern oder Mais bekam und fragte mich, was sie damit wohl vorhaben. Ich ging davon aus, dass sie gemeinsam etwas backen oder Essen vorbereiten würden. Aber ich lag falsch: es war nur eine einfache Methode, um sie zu beruhigen und ihnen beizubringen, sich zu konzentrieren. Helen gab den Kindern die Aufgabe, diese Zutaten von einer Schüssel in eine andere zu befüllen - das wars. Danach habe ich wirklich verstanden, was es für Helen bedeutet, Wege zu finden, die Kinder Tag für Tag kosteneffizient zu beschäftigen.
In dieser Woche hat Helen mich wirklich nachhaltig inspiriert. Sie ist eine so starke, engagierte und warmherzige Frau, die tagtäglich mit ganzer Kraft versucht, den Kindern, die meist die schlimmsten Startbedingungen hatten, etwas Bildung und Liebe zu schenken.
Viele der Kinder wurden ihren Müttern entrissen. In den meisten Familien herrscht viel Gewalt und Alkohol- und Drogenmissbrauch sind in der ganzen Gemeinde an der Tagesordnung. Dass sich dies vom ersten Tag an auf die Kleinen auswirkt und ihr Leben meist grundlegend vorbestimmt ist, denke ich, unumstritten. Daher ist auch klar, dass es in den meisten Fällen Zuhause keinen Platz für irgendeine Form der Erziehung gibt und somit viel Verantwortung an Helen hängt.
Helen leistet eine großartige Arbeit, um allen Kindern eine Grundbildung zu ermöglichen, damit sie wenigstens eine Chance haben, sich in der Schule irgendwie zurechtzufinden. Mit den einfachsten Mitteln wird sie sehr kreativ und bringt den Kindern grundlegende Fähigkeiten und vor allem aber tolle Werte bei. Es war so schön zu beobachten, wie liebevoll und fürsorglich die Kinder miteinander umgehen.
Mir ist bewusst, dass überall auf der Welt so viel Hilfe benötigt wird und dass es nicht möglich ist, all die großartigen Projekte zu unterstützen, die es da draußen gibt. Wenn Ihr Lust habt, diese unglaubliche Frau auf ihrer Mission zu mehr Bildungsgleichheit zu unterstützen und den Kindern zu helfen, die nie wirklich eine Chance hatten, dann kann ich versichern, dass hier definitiv jeder Cent richtig ankommt.
Hier finden Ihr die Fundraising-Seite für Little Footsteps: https://www.betterplace.me/little-footsteps
Das Ziel ist es, den Kindergarten eines Tages aus Helens Wohnzimmer zu verlegen und einen Container in der Gemeinde zu platzieren, damit die Kinder zum Einen deutlich mehr Platz haben und Helen zum Anderen endlich wieder ein eigenes Wohnzimmer hat. Aktuell werden allerdings am dringendsten Matratzen benötigt, auf denen die Kinder schlafen können, sowie Unterrichtsmaterialien und Lebensmittel für die tägliche Versorgung der Kinder.
Nach einer Woche Freiwilligenarbeit kann ich wirklich sagen, dass ich stolz bin, für ein Unternehmen zu arbeiten, das soziale Verantwortung schätzt und seine Mitarbeiter ermutigt, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Danke bluplanet!